Hallo und herzlich Willkommen zurück zur WEEKLY – eurer queeren Wochenübersicht!
Auch diese Woche ist wieder viel passiert, fangen wir also gleich an 🙂
Gestern gab es offizielle Wahlen zum Thema Eheöffnung in Taiwan. Leider wurde mit einer überwältigenden Mehrheit gegen die Eheöffnung gestimmt. Hätten die Leute in Taiwan dafür gestimmt, so wäre das Land das erste asiatische gewesen, in dem auch gleichgeschlechtliche Paare hätten heiraten können.
Doch nicht nur gegen die Eheöffnung wurde gestern abgestimmt: In weiteren LSBTIQ* bezogenen Fragen stimmte die Mehrheit z.B. gegen das Unterrichten von Geschlechtergleichwertigkeit (gender equality) an Grund- und Mittelschulen. Eben wurde gegen Sexualkundeunterricht gestimmt, der gleichgeschlechtliche Liebe mitbehandelt hätte. Positiv war jedoch, dass gleichgeschlechtliche Paare, die zusammenleben, nun auch rechtlich geschützt werden sollen.
Allerdings muss die Flinte noch nicht ins Korn geworfen werden: Im Mai 2017 hatte das oberste Gericht Taiwans bestimmt, dass auch gleichgeschlechtliche Paare das Recht auf Heirat hätten – es gab eine zweijährige Frist zur Umsetzung des Gesetzes, was bedeutet, dass LSBTIQ* Paare spätestens ab Mai 2019 auch in Taiwan heiraten dürfen.
Hoffen wir also, dass das Gesetz schnell umgesetzt wird!
Ebenso darf jetzt auch (wieder) offiziell in Bermuda geheiratet werden!
Nachdem die Ehe schon mal für gleichgeschlechtliche Paare geöffnet wurde, diese wieder aufgrund religiöser Argumentation wieder geschlossen wurde, wurde nun diesen Freitag die Ehe erneut für alle geöffnet.
Diese Ja-Nein-Spiel geht nun seit Mai 2017 und Aktivist_innen vor Ort hoffen nun, dass es bei der eheöffnenden Entscheidung bleibt.
Neues gibt es auch aus der queeren Musikszene:
Olly Alexander – Frontmann der Synthpop-Band Years & Years und offen schwul – performte diese Woche bei The Voice Of Poland in einem regenbogenfarbenen Anzug.
Ein Statement für LSBTIQ* Rechte in Polen sei der Anzug gewesen, um dessen Tragen polnische Aktivist_innen ihn gebeten hatten. Auf Twitter erklärt Olly, dass er dankbar sei, dass Aktivist_innen ihn gefragt hatte, ein Zeichen gegen die aufkommenden Queerphobie in Polen zu setzen. Mittlerweile sei es nicht einmal mehr erlaubt, gleichgeschlechtliche Paare bei Datingshows zu zeigen.
Des Weiteren erklärte er, dass “der Standpunkt der Regierung zu LSBTIQ* Gleichstellung nicht die Liebe und den Stolz repräsentiert, die er bei den [Years & Years] Shows oder bei den Leuten, mit denen er in Polen zusammenarbeite, sieht”. Sie habe ein tolles Wochenende in Polen gehabt und er würde sein bestes tun, um die polnischen Fans und Aktivist_innen weiterhin zu unterstützen.
Als Fan der Band bin ich natürlich umso glücklicher, dass er mit dem Anzug ein Zeichen setzen wollte – bleibt nur zu hoffen, dass es keinerlei Auswirkungen auf die Karriere der Band hat.
Auch aus dem WWW gibt es Neuigkeiten:
Twitter hat die Nutzungsbedingungen diese Woche geändert und – was für einige sicherlich überraschend kommt – verbietet es nun, Nutzer_innen mit “Beleidigungen und Verleumdungen zu erniedrigen und enthumanisieren”. Dies bezieht sich vor allem auf transphobe Beleidigungen (in dem Falle “deadnamen” und “misgendern”, die immer häufiger auf der Seite zu finden sind.
In einer Umfrage, die Twitter gestartet hatte, wurde herausgefunden, dass vor allem queere Menschen auf Onlineplattformen attackiert werden. Aber auch nicht-weiße Menschen und auch Frauen werden häufiger angegriffen – etwas, wogegen Twitter nun etwas mit den sogenannten “Konsequenzen” machen will. Hierbei will der Social Media-Riese gegen die Täter_innen vorgehen.
Für mich persönlich klingt das zu gut, um wirklich wahr zu sein. Vor allem auch deswegen, weil diese “Konsequenzen”-Option in Deutschland nicht vorhanden ist. Hier vor Ort handelt Twitter immer noch nach dem deutschen Gesetz, das deadnamen und misgendern nicht als explizite Beleidigung oder Verleumdung auffasst. Queere Menschen in Deutschland können also kaum gegen homo-, bi-, ace- oder transphobe Äußerungen vorgehen.
Bleiben wir doch gleich beim Thema Medien:
Dieses Wochenende war in Amerika Thanksgiving und typischerweise werden zu Thanksgiving Paraden im TV ausgestrahlt. Bei der diesjährigen The Macy’s Parade gab es den ersten lesbischen Kuss im Live TV!
Die Parade performte dieses Jahr ein Stück aus dem neuen Broadwaymusical “The Prom” – hierbei geht es um einen queeren Teenager, dessen Schultanz (“Prom”) gecancelt wird, nachdem die Schule herausfindet, dass sie ihre Partnerin zum Schultanz bringen will.
Wie erwartet rankten die Reaktionen auf den Kuss von erfreuten Jubel bis hin zu erbosten Tweets über die “Korruption der armen Kinder, die das Spektakel mitansehen mussten”.
Hört ihr, wie ich die Augen rolle? Ja? Sehr schön 🙂
Warum lesbische Sichtbarkeit heutzutage immer noch ein wichtiges Thema ist, muss ich hier vermutlich nicht ausführen. Deswegen bin ich umso glücklicher, dass der Kuss dieses Jahr bei der Parade gezeigt wurde – ganz gleich, wie manche “besorgte Eltern” darauf reagierten.
Und um die WEEKLY warm und kuschelig zu beenden, gibts noch einen kleinen Veranstaltungstipp aus Sachsen-Anhalt:
Am 01.12.2018 findet ein vorweihnachtliches Treffen der Queerulanten aus Halle, dem COME IN aus Magdeburg, dem Dyke&Gay aus Magdeburg und dem Queerbeet aus Wittenberg statt!
Die Gruppe trifft sich dieses Jahr in den Räumen von Queerbeet und besucht gemeinsam den Weihnachtsmarkt in Wittenberg.
Wer mehr dazu wissen will, findet die Veranstaltung auf Facebook.
Das wars auch schon für diese Woche!
Bis nächste Woche,
Min.
Dieser Beitrag kann persönliche Meinung des Autors enthalten, die nicht automatisch die Meinung des Jugendtreffs COME IN sein muss.