Hallo und herzlich Willkommen zurück bei der WEEKLY!
Wir sind endlich aus der Sommerpause zurück, ein Grund zu jubeln!
(… wobei ich mir nicht ganz sicher bin, ob der Sommer auch weiß, dass er jetzt Pause hat …)
Wenn mensch mal in die aktuellen Nachrichtenportale schaut, wird schnell klar, dass diese Woche wieder einiges in der queeren Welt passiert ist. Fangen wir also gleich mal mit einem besonderen Tag an, der diese Woche stattfand:
Der Internationale Coming Out Tag (11.10)

Für viele ein Grund, auf sozialen Medien zu verkünden, dass sie doch nicht so hetero oder cis sind, wie die Welt vielleicht dachte.
Und da mir aufgefallen ist, dass ich mich tatsächlich nie vorgestellt habe, sondern einfach auf magische Weise mit der WEEKLY aufgetaucht bin, nutze ich den Tag, um mich vorzustellen: Hallo, ich bin Min. Mein generelles Label ist queer – im einzelnen bedeutet das, dass ich nicht-binär (they/them im Englischen), asexuell und aroflux (also irgendwas zwischen aromantisch und polyromantisch) bin. Freut mich, eure Bekanntschaft zu machen! 🙂
Ein ähnliches Coming Out hatte diese Woche übrigens auch Karina Manta, die für das amerikanische Olympiateam im Eiskunstlauf an den Start geht. In einem Video outet sie sich als bisexuell und spricht offen darüber, wie schwierig die ungeoutete Situation für sie selbst und auch ihre Partnerin war.
Erfreuliche Nachrichten gibt es auch aus Baden-Württemberg:
Am Freitag haben sich im Standesamt von Stockach erstmals zwei trans Frauen das Ja-Wort gegeben. Christin Löhner und ihre frischgebackene Ehefrau Michelle, geborene Bilgeri, sind in der Region keine Unbekannten. Beide engagieren sich u.a. im Vorstand des Konstanzer CSD-Vereins. Die beiden hatten sich im April 2016 in einer Trans-Selbsthilfegruppe kennen und lieben gelernt.
Dem Paar alles Gute für die gemeinsame Zukunft! 🙂
Bleiben wir beim Thema (hoffentlich) lebenslange Partnerschaft – Die führende Regierungspartei in Rumänien, die sozialdemokratische PSD, hat nach dem fehlgeschlagenen Volksentscheid zum Verbot der gleichgeschlechtlichen Ehe die Einführung von eingetragenen Lebenspartnerschaften angekündigt. Nachdem am vergangenen Wochenende eine Volksentscheid zum Thema Verbot einer Eheöffnung stattfand und diese an der Mindestbeteiligung von 30 Prozent scheiterte, möchte die rumänische Regierung nun eingetragene Lebenspartnerschaften für hetero- und homosexuelle Paare öffnen.
Dies würde vor allem viele Gleichstellungen etwa im Erbschaftsrecht oder im Rentenrecht beinhalten. Manche Rechte, insbesondere das Adoptionsrecht, sollen jedoch verheirateten heterosexuellen Paaren vorenthalten bleiben.
Auch in Österreich gibt es immer noch Terz um das Thema Eheöffnung. Der Verfassungsgerichthof hatte entschieden, dass die Ehe für alle geöffnet werden müsse – nur die regierende konservative Volkspartei ÖVP und der rechtspopulistische Koalitionspartner FPÖ sind bislang immer noch dagegen.
Überraschend kommt es also, dass die Fraktionschefs nun “klein beigeben” und trotz dem Wunsches, an der “traditionellen Ehe zwischen Mann und Frau” festhalten zu wollen – natürlich ganz ohne Diskriminierung von Homosexuellen … ist klar – dem Gerichtsurteil zustimmen. Bis zum 1. Januar 2019 muss nun also auch in Österreich die Ehe für alle Heiratswütigen geöffnet werden.
Nicht ganz so rosig sieht es dafür aktuell in der Gedenkstätte Ravensbrück aus: Der jahrelange Streit um ein offizielles Mahnmal für verfolgte Lesben in der Gedenkstätte Ravensbrück ist noch nicht beendet. Zwei Tage, nachdem der LSVD Berlin-Brandenburg in einer Pressemitteilung die Errichtung einer Gedenkkugel mit der vermeintlichen Kompromiss-Inschrift “Den lesbischen Frauen unter den Häftlingen der verschiedenen Verfolgtengruppen” quasi angekündigt hatte, hat die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten diese Mitteilung am Donnerstag als irreführend und “kontraproduktiv” zurückgewiesen.
Ein Mahnmal für verfolgte Lesben in der NS-Zeit sei aufgrund des “aktuellen Forschungsstandes” nicht möglich (lese: notwendig), da es kaum bis keinerlei historischer Beweise für die explizite Verfolgung von Lesben gäbe. In aktivistischen Kreisen gilt die Lesbenverfolgung in der NS-Zeit als “Legende” – Aktivistinnen, die für ein eigenes Mahnmal Druck machen, werden da auch gut und gerne als Krawalllesben bezeichnet.
Es ist frustrierend zu sehen, dass lesbische Sichtbarkeit offenbar immer noch nicht im Jahr 2018 angekommen ist oder gar ernstgenommen wird.
In der Hoffnung, dass nächste Woche positivere Nachrichten dabei sind, verabschiede ich mich in einen sonnigen Sonntag.
Bis nächste Woche,
Min.
Dieser Beitrag kann persönliche Meinung des Autors enthalten, die nicht automatisch die Meinung des Jugendtreffs COME IN sein muss.