Hallo und herzlich Willkommen zurĂŒck bei Come In WEEKLY, eurer queeren Kolumne vom COME IN! đ
Es gibt Neuigkeiten zum Thema “Drittes Geschlecht” aus Berlin:
Wie befĂŒrchtet wird mit der Reform nur das nötigste angepasst – das heiĂt konkret, dass Kindern neben “mĂ€nnlich” und “weiblich” auch der Geschlechtseintrag “weiteres” zugeschrieben werden kann. Er kann aber auch erst einmal komplett freigelassen werden.
Jugendlichen ab 14 und auch Erwachsenen steht es frei, ihren Geschlechtseintrag Ă€ndern zu lassen, wenn “die Variante der Geschlechtsentwicklung durch Vorlage einer Ă€rztlichen Bescheinigung” nachgewiesen werden kann. ZustĂ€ndig sei dafĂŒr dann das Standesamt.
Nicht angegangen wird in dem Entwurf auch die im Koalitionsvertrag versprochene gesetzliche Klarstellung, “dass geschlechtsangleichende medizinische Eingriffe an Kindern nur in unaufschiebbaren FĂ€llen und zur Abwendung von Lebensgefahr zulĂ€ssig sind”. BegrĂŒndet wird das ganze mit der zeitlich knappen Vorgabe des Bundesverfassungsgerichts, das eine Umsetzung bis Ende des Jahres gefordert hatte. FĂŒr “die Umsetzung der sonstigen im Koalitionsvetrag festgelegten Vereinbarungen” bedĂŒrfe es “weiterer gesetzlicher Regelungen”, zu denen “Zeitpunkt und FederfĂŒhrung” noch nicht geklĂ€rt seien.
Letztendlich wird hier auch klare Aufteilung zwischen inter, trans und auch nicht-binÀren Menschen erzwungen, anstatt den Menschen ihren persönlichen Entscheidungs- und Entfaltungsfreiraum zu lassen.
Etwas bunter geht es in Braunschweig zu:
Gerade als die Weekly begonnen hatte, hatte Braunschweig die Regenbogentram vorgestellt. Diese sollte erst einmal drei Monate mit Slogans wie “Ich bin inter”, “Ich bin genauso Mensch wie Du” oder “Ich bin eine lesbische Polizistin” durch die Stadt dĂŒsen.
Nun geht das Projekt in VerlĂ€ngerung – noch bis August könnt ihr die bunten Bahnen in Braunschweig benutzen.
Frankfurt steht dem ganzen in nichts nach:
Ab dem 21. Juni gibt es in der Frankfurter Innenstadt gleichgeschlechtliche Ampelfiguren!
Die Motive mit schwulen und lesbischen PĂ€rchen werden bisher nur temporĂ€r fĂŒr die Zeit des Christopher Street Day an den Ampeln installiert. Geht es nach CDU, GrĂŒnen und SPD sollen sie aber bald dauerhaft leuchten. Die Fraktionen haben den entsprechenden Antrag gestellt.
Bereits in Hamburg und Flensburg gab es Ă€hnliche Aktionen, die sich die StĂ€dte aus der österreichischen Hauptstadt Wien abgeschaut hatten đ
In Bermuda wurde das erneute Verbot der gleichgeschlechtlichen Ehe wieder gekippt:
Wenige Tage nach seinem Inkrafttreten zum 1. Juni hat der Oberste Gerichtshof der Bermudainseln am Mittwoch ein Gesetz in jenen Teilen fĂŒr verfassungswidrig erklĂ€rt, die gleichgeschlechtliche Ehen verboten hatten. In der Praxis erlaubt das Gericht damit schwulen und lesbischen Paaren erneut das Eingehen von Ehen â die Wirkung des Urteils wurde allerdings zunĂ€chst fĂŒr sechs Wochen ausgesetzt, um der Regierung eine PrĂŒfung zu ermöglichen, ob sie Einspruch erheben will.
Da einige Richter*innen jedoch der Meinung sind, dass kulturell bedingte Homophobie völlig in Ordnung sei und Menschen, die diese Meinung vertreten, ein Recht auf Schutz haben, ist es aktuell nicht 100%-ig sicher, ob das gekippte Verbot nicht wieder rĂŒckgĂ€ngig gemacht wird.
Und jetzt kommen wir noch zu meinem persönlichen Lieblingsthema: LGBTIQ* in der Popkultur; in dem Fall befinden wir uns in Seoul, SĂŒdkorea …
Kwon Jo – ursprĂŒnglich Leader der K-Pop-Gruppe 2AM – hatte letzte Woche ein Foto gepostet, auf dem er mit Hong Suk Chun posierte. Warum das ganze so “dramatisch” ist? Hong Suk Chun ist einer der wenigen BerĂŒhmtheiten in Korea, die sich als Teil der LGBTIQ* Szene geoutet haben.
Viele Fans und Antis waren natĂŒrlich entsprechend schnell der Meinung, dass ein Selfie mit einer LGBTIQ* BerĂŒhmtheit bedeutet, dass Kwon Jo selbst queer ist. Dass dafĂŒr andere Punkte wie seine “Born This Way” oder “Equality” Tattoos sprechen könnten, lassen wir mal bewusst auĂen vor. đ
Nachdem es offenbar viele homophobe ĂuĂerungen ihm gegenĂŒber gab, wandte er sich in einem öffentlichen Instagram-Post an alle, die sein Leben regelmĂ€Ăig verfolgen:
âThat sideâ or this side, or whatever side, is there a problem? If I go there, am I on âthat sideâ? Excuse me. Itâs 2018. âI usually donât care about what haters say. People call social media a waste of time, and I agree to some point. Thatâs why when I want to interact, I do it without causing harm or controversy. So when I see haters come with their fake accounts made fresh to be used for spying on other IG accounts and leaving hateful comments, I seriously have to ask. Did I ever cause you any trouble? Celebrities are people too. âI hope you learn to see the world with a broader perspective and realize that there are people who look like this and that, who act like this and that, and who prefer this or that. You should probably learn how to respect others. What would you say if someone randomly attacked another person about how he/she looks or is shaped? Everyone deserves to be loved and respected. If they havenât done anything to you, leave them alone and go on with your life. Be loved. Live a better life.â (trans.: Das Ufer oder jenes Ufer oder welches Ufer auch immer, ist das ein Problem? Wenn ich dorthin gehe [gemeint ist vermutlich Hong Suk Chuns Restaurant], gehöre ich dann zum anderen Ufer? Entschuldigt mal, es ist 2018. Normalerweise ist es mir egal, was Gegner*innen sagen. Leute nennen Social Media-Seiten eine Zeitverschwendung und bis zu einem gewissen Grad stimme ich dem zu. Deswegen will ich niemandem schaden, wenn ich mit irgendwem dort interagiere. Wenn ich also diese Gegner*innen sehe, die Fake Accounts machen, nur um andere auszuspionieren und hasserfĂŒllte Kommentare zu hinterlassen, dann muss ich euch wirklich fragen, ob ich euch jemals Ărger bereitet habe? BerĂŒhmtheiten sind auch nur Menschen. Ich hoffe, dass ihr euren Horizont erweitern könnt und merkt, dass Menschen so oder so aussehen oder sich benehmen oder das oder jenes prĂ€ferieren können. Ihr solltet lernen, dass man andere Menschen zu respektieren hat. Was wĂŒrdet ihr sagen, dass jemand eine andere Person grundlos angreift und das nur wegen ihres Aussehens? Jede*r hat es verdient, geliebt und respektiert zu werden. Wenn diese Personen euch nichts getan haben, lasst sie in Ruhe und lebt einfach euer Leben.)
ZusÀtzlich ergÀnzt er noch:
âI know there are others who DM my friends and hurting their feelings too. Itâs ridiculous to be dividing up this side â that side. STOP DISCRIMINATING. You too are probably hated somewhere, discriminated against sometimes. Like so, I canât satisfy everyone. Just know that there are basic manners. Donât ever come back to my feed of rainbows and cloud all over it.â (trans.: Ich weiĂ, dass es Leute gibt, die meine Freunde ĂŒber Privatnachrichten anschreiben und ihre GefĂŒhle ebenfalls verletzen. Es ist schwachsinnig, die Sache in das Ufer oder jenes Ufer aufteilen zu wollen â HĂRT AUF, LEUTE ZU DISKRIMINIEREN. Ihr werdet vermutlich auch irgendwo gehasst, irgendwer diskriminiert euch auch als irgendwelchen GrĂŒnden. Ich kann nicht jedem gerecht werden. Denkt einfach dran, dass es ein gewisses MaĂ an Höflichkeit geben sollte. Denkt bloĂ nicht dran, wieder auf meine farbenvolle Seite zu kommen und sie in den Dreck zu ziehen.)
Dieser Kommentar veranlasste einige Leute Dinge wie “Warum sollten wir keine Homosexuellen hassen? Immerhin zahlen wir fĂŒr den “gay aids”-Behandlung” und “Er kann uns nicht vorschreiben, wen wir hassen” zu posten. NatĂŒrlich fachte das wieder die Diskussion um seine eigene SexualitĂ€t an, aber sind wir doch mal ehrlich … es braucht in einem Land wie Korea einen Haufen Mut, die LGBTIQ*-Szene zu verteidigen – ganz gleich ob Kwon Jo nun Teil davon ist oder nicht.
Zu guter letzt noch eine traurige Nachricht:
Die Weekly geht in Sommerpause.
Das bedeutet, dass es die nĂ€chsten paar Wochen (bis Ende September, um genau zu sein) keine Weekly geben wird. DafĂŒr sind wir dann Anfang Oktober wieder zurĂŒck – passend zum Internationalen Coming Out Day! đ
Habt alle einen schönen Sommer!
Min.
Dieser Beitrag kann persönliche Meinung des Autors enthalten, die nicht automatisch die Meinung des Jugendtreffs COME IN sein muss.