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Ausgabe 01/2021

Hallo und herzlich Willkommen bei QZIN, euer neuen queeren Nachrichtenübersicht!

Bevor wir mit den eigentlichen Nachrichten anfangen, noch ein Punkt in eigener Sache: GOQUEER – eigentliches Schwester-YouTube Format zur WEEKLY – ist seit etwas über einer Woche ein eigener queerer Medienverein! Warum ich das sage? Aus der der WEEKLY wird QZIN, euerer queeres Online-Magazin.

Kommen wir aber nun zu den wichtigsten Nachrichten der letzten zwei Wochen.

Auf gehts!

Gesetze gegen queere Personen in Ghana werden verschärft!
(TW: Queerfeindliche Äußerungen)

Nur kurze Zeit, nach der Razzia auf eine LSBTIAQ+ Organisation in Ghana, brachten Abgeordnete einen Antrag ins Parlament ein, der Bürgerrechtsaktivitäten für die Rechte von queeren Personen verbieten soll. Das Gesetz solle beim “Kampf gegen die Seuche und Perversion, die Homosexualität darstellt, vereinigen”.
Das Perfide am Ganzen? Die Razzia wurde explizit von der katholischen Kirche eingefordert.

EU als LSBTIAQ+ "Freiheitszone"?

Die EU hat sich zur “Freiheitszone” für LSBTIAQ+ Menschen erklärt. Mit einer überwältigenden Mehrheit von 492 von 679 Stimmen wurde für den Antrag gestimmt und das ganze auf Sozialen Netzwerken mit dem Hashtag #LGBTIQFreedomZone gefeiert.
Ich erspar euch die Kommentare von irgendwelchen Politiker_innen, die meinen, dadurch würde ein Statement gesetzt werden, denn das in den vorherigen News genannte Ghana wurde bereits vor 28 Jahren(!) als sicheres Herkunftsland eingestuft. Das bedeutet, dass queere Personen, die in der EU Schutz suchen, als “Schein-Asylbewerber_innen” abgestempelt und alsbald wieder abgeschoben werden.

Zusätzlich zu den oftmals hochgradig queerfeindlichen Asylgesetzen und Einstufungen gibt es z.B. in Deutschland immer noch das TSG, mit dem trans Personen durch mindestens zwei Psychotherapien gejagt werden, bei denen eine Minderheit an Psychotherapeut_innen cissexistische und heteronormative Ansichten auf ihre trans Patient_innen abwälzen. Von der Möglichkeit, den Personalausweis als abinäre Person anpassen zu lassen, fange ich gar nicht erst an, denn bei Psychotherapeut_innen gibt es nur binäre trans Personen und auf dem Standesamt gibt es nur intergeschlechtliche Personen.

Außerdem – aber verratet das niemandem – hat es Deutschland immer noch nicht fertig gebracht, die sexuell-romantische Orientierung in Artikel 3 des Grundgesetzes aufzunehmen, d.h. Menschen können nach wie vor diskriminiert werden, weil sie lesbisch, schwul, bisexuell, pansexuell, asexuell oder aromantisch sind.

Klingt für mich persönlich nicht sonderlich nach Freiheitszone, oder? Aber was weiß ich schon 🙂

Polen zeigt sich weiterhin queerfeindlich

Nichts neues von unseren Nachbarn aus dem Osten: Polen will jetzt, nachdem gefühlt schon sämtliche Rechte queerer Personen eingeschränkt wurden, auch die Adoption durch gleichgeschlechtliche Paare verbieten.

Bislang konnten heterosexuell (wirkende) Paare und Einzelpersonen Kinder adoptieren. Künftig würden bei der Adoption und Pflegekind-Vergabe Personen ausgeschlossen werden, die mit einer anderen Person des gleichen Geschlechts zusammenwohnt. Auch sollte di_er Antragssteller_in strafrechtlich verfolgt werden, sollte doch eine Bewerbung “durchrutschen”.
Ich persönlich finde es höchst faszinierend, dass es in Polen offenbar das Konzept einer “Wohngemeinschaft” nicht gibt. Muss ich automatisch mit Leuten, mit denen ich zusammenwohne, romantisch oder sexuell involviert sein? Oder wird das einfach vorausgesetzt?

… dann sollte ich meiner Mitbewohnerin vielleicht mal Bescheid sagen, hm.

British Council zeigt kostenlose queere Kurzfilme

Bislang gab es zwar keinen Medientipp der Woche, aber vielleicht könnten wir den künftig einführen, denn die Pandemie produziert aktuell sehr, sehr, SEHR viel Content, der hier geteilt werden sollte.

Einen Tipp gibts diese Woche schon, denn ab kommenden Mittwoch (17. März) bis zum 28. März 2021 bietet die Webseite des British Council ganze fünf queere Kurzfilme kostenfrei an!

Die Filme kommen dieses Jahr aus Großbritannien (“Trans Happiness is Real” von Quinton Baker), den Vereinigten Staaten (“Pure” von Natalie Jasmine Harris), Spanien (“Victoria” von Daniel Toledo), Schweden (“Land of the Free” von Dawid Ullgren) sowie Indien (“Bodies of Desire” von Varsha Panikar und Saad Nawab).

Hier gehts zu den Filmen!

#TeachOut: queere Pädagog_innen outen sich für Sichtbarkeit

In der letzten GOQUEER Episode habe ich vom #ActOut berichtet, bei dem sich 185 queere Schauspieler_innen in der Süddeutschen Zeitung (teils das erste Mal öffentlich) geoutet haben.

Nur kurze Zeit später entstand der Hashtag #TeachOut, bei dem sich queere Pädagog_innen auf Instagram, Twitter und Facebook (ebenfalls teils das erste Mal öffentlich) geoutet haben. Auf der Webseite der neuen Kampagne heißt es, dass sich die Geouteten “für mehr Selbstverständlichkeit queerer Vielfalt im Bildungsbereich” einsetzen.

Leider berichten die Pädagog_innen nicht nur von der positiven Vorbildfunktion, die sie mit ihrem Outing einnehmen konnen, sondern vor allem von Anfeindungen von Kolleg_innen, Schüler_innen und deren Erziehungsberechtigten.

Bangladesch als Vorreiter_in für Sichtbarkeit von Hijras

In Bangladesch gibt es seit dem 8. März (feministischer Kampftag; auch bekannt als Weltfrauentag) die erste Hijra, die als Nachrichtensprecherin auf Sendung geht.

Die 29-jährige Tashnuva Anan Shishir ist nun Teil des Privatsenders Boishakhi, der sich für die Unterstützung von Hijras einsetzen will. Hijras sind in dem mehrheitlich muslimischen Land offiziell als drittes Geschlecht anerkannt, leben aber wie leider sehr viele trans Frauen nach ihrem Outing am Rande der Gesellschaft.

Hausarrest für türkische queere Aktivistinnen

Während es gute Nachrichten aus Bangladesch gab, wurden in Instanbul am 8. März Auflagen gegen insgesamt neun Personen – aufgrund einer Kundgebung zum feministischen Kampftag – verhängt.

Die beiden trans Aktivistinnen Yildiz Idil Sen und Günes erhielten einen einmonatigen elektronisch überwachten Hausarrest, während sechs weitere Personen sowie der Fotojournalist Sener Yilmaz Aslan ein Ausreiseverbot und Meldeauflagen aufgezwungen bekommen hatten. Ursprünglich angedacht war tatsächlich sogar die Untersuchungshaft für alle neun Personen.

“Grund” der Strafe war “Widerstand gegen die Staatsgewalt und die Überwindung von Sicherheitskontrollen” – jedoch war es die Polizei, die besonders queere Personen kontrolliert, Regenbogen- und Trans-Flaggen abgenommen und Gewalt bei den Protestierenden angewendet hatte. Journalist_innen wurde zudem festgenommen, weil sie das widerliche Verhalten der Polizei dokumentiert hatten.

Hausarrest für türkische queere Aktivistinnen

Halsey hat am 13. März die eigenen Pronomen auf Twitter und Instagram auf she/they angepasst! Bislang hat they sich nicht dazu geäußert, ob das ein Coming Out als abinär war oder nicht, doch trotz allem sind die Fans aus dem Häuschen.

Buchtipp der Woche: Exciting Times von Naoise Dolan

Okay, ich weiß, dass ich gesagt habe, dass wir offiziell noch keinen Medientipp der Woche in der QZIN haben, aber bei meiner wöchentlichen Recherche bin ich auf ein Interview mit einer queeren, autistischen Autorin aus Irland gestoßen und was ist die QZIN, wenn nicht ein Ort, bei dem JEDE queere Identität gefeiert wird?

In “Exciting Times” geht es um Ava, die ihrem irgendwie-Partner Julian von ihrer Queerness und ihrer irgendwie-Partnerin Edith erzählt. Neben der Queerness von Ava geht es auch um die Irisch-Britische Geschichte und die britische Kolonalisierung.
Naoise Dolan erzählt auch, dass ihr eine Diversität an queeren Geschichten wichtig ist und queere Charaktere nicht nur als Nebencharakter oder “Trauma-Mine” herhalten sollen.

Das ganze Interview gibt es auf Englisch hier zu lesen!

So, das wars für diese Woche.
Wie immer: Passt weiterhin gut auf euch auf!

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